Arbeitszeugnisse sind ein zentraler Bestandteil jeder Bewerbung. Sie spiegeln nicht nur Ihre beruflichen Leistungen wider, sondern auch Ihre Soft Skills und Teamfähigkeit. Doch oft verbirgt sich hinter der blumigen Sprache eine subtile Bewertung. Wir zeigen Ihnen, wie Sie die Formulierungen in Ihrem IT-Arbeitszeugnis richtig deuten und worauf Sie achten sollten.

Warum Arbeitszeugnisse so wichtig sind

Arbeitszeugnisse begleiten Sie auf Ihrem gesamten Karriereweg und sind für potenzielle Arbeitgeber oft der Schlüssel, um sich ein Bild von Ihnen zu machen. Neben der Beschreibung Ihrer Qualifikationen enthalten sie auch Hinweise auf Ihre Persönlichkeit und Ihr Verhalten im Team. Eine wohlwollende, aber klare Formulierung ist deshalb essenziell – jedoch sind diese oft kodiert.

Im Laufe der Jahre haben sich gewisse Standardformulierungen etabliert, die es zu entschlüsseln gilt. Eine scheinbar positive Aussage wie „hat sich bemüht, die Aufgaben zu erfüllen“ kann in Wirklichkeit eine schwache Bewertung sein, während „stets zur vollen Zufriedenheit“ auf eine ausgezeichnete Leistung hinweist. Ein genaues Verständnis dieser Codes ist entscheidend, um zu wissen, wie Sie tatsächlich bewertet wurden.

Versteckte Botschaften im Arbeitszeugnis: Zwischen den Zeilen lesen

Ein wichtiger Aspekt beim Lesen eines Arbeitszeugnisses ist die Fähigkeit, subtile Nuancen in der Sprache zu erkennen. Ein Satz wie „kam mit den Vorgesetzten gut zurecht“ könnte etwa bedeuten, dass es Schwierigkeiten im Umgang mit Kollegen oder Kunden gab. Solche Formulierungen können auf den ersten Blick harmlos erscheinen, haben aber oft eine tiefere Bedeutung.

Gerade im IT-Bereich sollten Sie besonders aufmerksam sein, wenn Ihre technischen Fähigkeiten beschrieben werden. Ein Satz wie „führte Technologien nach Anleitung ein“ kann darauf hindeuten, dass es Ihnen an Innovationskraft oder Eigeninitiative fehlt. Im Gegensatz dazu zeigt eine Formulierung wie „maßgeblich zur Optimierung von Prozessen beigetragen“ eine hohe Fachkompetenz und Eigenverantwortung.

Beispiele für „gute“ und „sehr gute“ Beurteilungen in der IT

Damit Sie eine bessere Vorstellung davon haben, welche Formulierungen für welche Bewertung stehen, finden Sie hier einige Beispiele für positive Formulierungen aus IT-Arbeitszeugnissen:

  • „Verfügt über exzellente technische Fähigkeiten und löste komplexe Probleme stets effizient.“ → Hohe technische Kompetenz
  • „Außergewöhnliche Programmierkenntnisse, immer auf dem neuesten Stand der Technik.“ → Hervorragende Programmierkenntnisse
  • „Entwickelte mit Eigeninitiative innovative Lösungen, die Prozesse erheblich optimierten.“ → Hohe Innovationskraft
  • „Führte IT-Projekte erfolgreich und termingerecht durch.“ → Hervorragendes Projektmanagement
  • „War ein geschätztes Teammitglied, das die Produktivität signifikant steigerte.“ → Sehr gute Teamfähigkeit
  • „Vermittelte komplexe IT-Konzepte verständlich und trug zur Weiterbildung des Teams bei.“ → Exzellente Wissensvermittlung

So bewerten Sie Ihr Arbeitszeugnis

Ein Arbeitszeugnis besteht aus mehreren Teilen, die zusammen ein stimmiges Bild Ihrer Leistungen ergeben sollten. Um sicherzustellen, dass Ihr Zeugnis fair und vollständig ist, gehen Sie diese Punkte durch:

  1. Vollständigkeit prüfen: Enthält das Zeugnis alle wichtigen Angaben wie Dauer der Beschäftigung, Beschreibung Ihrer Aufgaben, Leistungs- und Verhaltensbeurteilung?
  2. Professionelle Formulierung: Achten Sie darauf, dass die Sprache objektiv bleibt. Übertriebene Lobhudeleien wirken oft wenig glaubwürdig.
  3. Kontext berücksichtigen: Die Bewertung sollte in Relation zu Ihrer Berufserfahrung und den Anforderungen der IT-Branche stehen.
  4. Formulierungen genau prüfen: Achten Sie auf kleine Unterschiede. Formulierungen wie „zu unserer Zufriedenheit“ und „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit“ unterscheiden sich deutlich.
  5. Zwischen den Zeilen lesen: Manchmal sind die wichtigsten Aussagen die, die nicht getroffen wurden. Das Fehlen von Angaben zu bestimmten Kompetenzen kann ebenfalls aufschlussreich sein.

Was tun bei einer negativen Bewertung?

Falls Sie auf Formulierungen stoßen, die Ihre Leistungen nicht korrekt widerspiegeln oder eine unfaire Bewertung darstellen, sollten Sie das Gespräch mit dem Aussteller des Zeugnisses suchen. In vielen Fällen lässt sich ein Zeugnis durch sachliche Diskussionen nachbessern.

Sollte das nicht zum Erfolg führen, haben Sie in vielen Ländern das Recht auf ein korrektes und wohlwollendes Arbeitszeugnis. In solchen Fällen kann es ratsam sein, einen Anwalt hinzuzuziehen, um Ihre Rechte durchzusetzen.

Fazit: Seien Sie aufmerksam beim Lesen Ihres Arbeitszeugnisses

Arbeitszeugnisse sind oft verschlüsselt. Lesen Sie die Formulierungen genau, um sicherzustellen, dass Ihre Leistungen fair dargestellt werden. Falls Sie mit der Bewertung unzufrieden sind, können Sie Schritte unternehmen, um ein gerechtes und objektives Zeugnis zu erhalten – schließlich ist ein Arbeitszeugnis ein wichtiger Baustein Ihrer beruflichen Zukunft.