Die Inflation hat sich in den vergangenen Monaten als beständiger Faktor in der wirtschaftlichen Landschaft etabliert. Obwohl sie sich nicht mehr im zweistelligen Bereich befindet, liegt sie mit knapp 10 Prozent noch immer hoch genug, um bei Gehaltsverhandlungen in den Fokus zu rücken. Doch gerade IT-Fachkräfte sollten die Inflation nicht als zentrales Argument ins Feld führen, denn es gibt bessere, kraftvollere Ansätze, um die eigenen Gehaltsansprüche durchzusetzen

 

Inflation ist keine echte Gehaltserhöhung

Ein simples Argumentieren mit der Inflation kann sogar dazu führen, dass IT-Experten hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Ein bloßer Inflationsausgleich bedeutet keinen echten Gehaltsanstieg, sondern lediglich den Erhalt der Kaufkraft. IT-Fachkräfte mit langjähriger Erfahrung und spezifischem Know-how haben jedoch Potenzial für signifikante Gehaltssprünge, die weit über den Ausgleich der Teuerungsrate hinausgehen. Wer sein Gehaltsgespräch auf die Inflation stützt, könnte dem Arbeitgeber unfreiwillig die Möglichkeit bieten, finanzielle Engpässe anzuführen und Solidarität von allen zu fordern – ein Argument, das nicht im Sinne von Leistungsträgern ist.

Leistung als entscheidender Faktor

Viel wichtiger als die Inflation ist die eigene Leistung. Für IT-Fachkräfte bieten sich hier zahlreiche Ansatzpunkte. Erfolgreich durchgeführte Projekte, erweiterte Verantwortlichkeiten und der Abgleich des aktuellen Rollenprofils mit dem ursprünglichen Arbeitsvertrag liefern überzeugende Argumente für eine Gehaltserhöhung. Denn egal, wo die Inflation steht: Der Wert, den Fachkräfte für das Unternehmen schaffen, ist das zentrale Verhandlungsargument.

Mit klaren Vorstellungen in die Verhandlung gehen

Ebenfalls entscheidend ist es, mit konkreten Gehaltsvorstellungen ins Gespräch zu gehen. Eine klare Zahl als Ziel unterstreicht die Verhandlungsbereitschaft. Studien zeigen zudem, dass jene Partei, die zuerst eine Zahl nennt, in Verhandlungen oft im Vorteil ist. Experten raten davon ab, mit runden Summen zu operieren, da diese zu Gegenangeboten mit anderen glatten Zahlen führen könnten. Ungerade Summen hingegen lenken die Diskussion eher auf kleinere Differenzen.

Viele Fachkräfte nutzen die sogenannte Prozent-Plus-Methode. Dabei rechnen sie den gesteigerten Wert ihrer Arbeit in Prozent um und kommen so auf eine ungerade Zahl, die sie überzeugend anführen können. Dabei kann die Inflation durchaus in die Berechnungen einfließen, jedoch nicht als vordergründiges Argument.

Starke Verhandlungsposition dank hoher Nachfrage

Ein wesentlicher Punkt, der oft nicht laut ausgesprochen wird, ist die hohe Nachfrage nach IT-Fachkräften. Viele Unternehmen suchen händeringend nach gut ausgebildeten Experten, was den Beschäftigten eine starke Position verleiht. Tillmann Schlegel, Geschäftsführer der Personalberatung Greifenberg, rät IT-Fachkräften, selbstbewusst in Gehaltsverhandlungen zu gehen. „Mit herausragenden Leistungen und einer klaren Argumentation sollten IT-Fachkräfte mutig auftreten und ihre individuellen Stärken in den Vordergrund stellen – weit über die bloße Berücksichtigung der Inflation hinaus.“