Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) hat einen neuen Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienz gemacht: Eine Künstliche Intelligenz (KI) namens KIRA (Künstliche Intelligenz für risikoorientierte Arbeitgeberprüfungen) wird künftig bei Betriebsprüfungen eingesetzt. Diese Entwicklung könnte Unternehmen, die regelmäßig Freelancer beschäftigen, vor neue Herausforderungen stellen.

 

Was macht KIRA?

Bislang waren Betriebsprüfungen oft langwierig und ressourcenintensiv, was dazu führte, dass Scheinselbständigkeit häufig nicht in vollem Umfang aufgedeckt wurde. Scheinselbständigkeit entsteht, wenn Freelancer oder Honorarkräfte in einer Weise für ein Unternehmen arbeiten, die eher einem Arbeitsverhältnis ähnelt, als einer selbständigen Tätigkeit.

KIRA wird die Betriebsprüfungen der DRV durch die gezielte Suche nach risikobehafteten Schlagworten und verdächtigen Mustern in Ihrer Buchhaltung unterstützen. Diese KI kann innerhalb kürzester Zeit Freelancer-Beauftragungen auf mögliche Hinweise zur Scheinselbständigkeit überprüfen – etwas, das bisher manuell und äußerst zeitintensiv erledigt werden musste.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Für Unternehmen wird die Aufdeckungswahrscheinlichkeit von Scheinselbständigen erheblich zunehmen. Das Argument „geringe Prüfkapazitäten“ zählt nicht mehr. Auch wenn bisher eine Betriebsprüfung keine Auffälligkeiten zu Scheinselbständigkeit aufgedeckt hat, steigt nun das Risiko, dass KIRA problematische Verträge oder Abrechnungen erkennt.

Damit einher geht ein höheres Haftungsrisiko: Unternehmen und ihre Führungskräfte können persönlich zur Rechenschaft gezogen werden, wenn Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern durch die Beschäftigung von Scheinselbständigen hinterzogen wurden.

Warum bleibt der Einsatz von Freelancern trotzdem wichtig?

Trotz der Risiken bleibt die Beschäftigung von Freelancern für viele Unternehmen unverzichtbar – besonders in Branchen wie IT und Engineering, wo der Fachkräftemangel zunehmend spürbar wird. Diese spezialisierten Honorarkräfte bringen oft genau die Expertise mit, die intern nicht ausreichend verfügbar ist.

Was können Sie tun?

Für Unternehmen ist es wichtiger denn je, die Verträge mit Freelancern auf ihre rechtliche Sicherheit hin zu überprüfen. Es empfiehlt sich, klare Abgrenzungen zwischen selbständiger Tätigkeit und abhängiger Beschäftigung zu schaffen und sicherzustellen, dass die eingesetzten Kräfte tatsächlich als Freelancer arbeiten. Eine regelmäßige rechtliche Beratung sowie eine sorgfältige Dokumentation der Zusammenarbeit können helfen, unangenehme Überraschungen bei der nächsten Betriebsprüfung zu vermeiden.

Fazit

Der Einsatz von KIRA durch die DRV markiert eine neue Ära der Betriebsprüfungen. Die Zeiten, in denen man darauf hoffen konnte, dass die Scheinselbständigkeit unentdeckt bleibt, sind vorbei. Unternehmen müssen ihre Prozesse anpassen, um Haftungsrisiken zu minimieren – doch gleichzeitig bleibt der Einsatz von Freelancern, gerade in Fachkräftemangel-Branchen, unverzichtbar.

Jetzt ist der richtige Moment, um Ihre Freelancer-Verträge auf den Prüfstand zu stellen und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen. Denn eines ist sicher: Die KI sieht genauer hin, als es je zuvor möglich war.