In der Personalberatung erleben wir oft, dass junge Unternehmen sich auf ein überwiegend junges Team konzentrieren. Laut einer aktuellen Studie sind in Start-ups nur 17 Prozent der Belegschaft älter als 45. Es scheint fast, als wären ältere Manager eine unterschätzte Ressource. Doch genau hier liegt enormes Potenzial, das nicht ungenutzt bleiben sollte.

Unternehmen, die bereit sind, die Erfahrung und das Wissen älterer Führungskräfte zu integrieren, können erhebliche Wettbewerbsvorteile erzielen. Ältere Manager bringen etwas mit, das jüngeren Kollegen oft fehlt: Jahrzehnte an Berufserfahrung. Diese ermöglicht es ihnen, komplexe Unternehmensstrukturen schneller zu durchdringen und Lösungen zu entwickeln, die auf tiefem Wissen basieren.

Ein Beispiel hierfür ist das Berliner Logistikunternehmen Sennder. Obwohl die Gründer alle unter 40 Jahre alt sind, haben sie erkannt, dass die Integration erfahrener Führungskräfte entscheidend für das weitere Wachstum des Unternehmens ist. Sie haben gezielt Manager mit 25 bis 30 Jahren Erfahrung aus globalen Konzernen wie DB Schenker und Boeing an Bord geholt, um die Unternehmensentwicklung auf das nächste Level zu bringen.

Natürlich ist der Übergang nicht immer reibungslos. Gerade der erste Kontakt mit älteren Kandidaten führte bei Sennder zunächst zu Herausforderungen. Der Unterschied in den Erwartungen und Arbeitsweisen war groß. Doch schnell wurde klar: Die konstruktive Kritik und die Erfahrung, die diese Manager mitbrachten, hatten einen enormen Mehrwert. Es bedarf einer gewissen Größe und Weitsicht, um zu erkennen, dass Erfahrung in Kombination mit frischen Ideen den Erfolg eines Unternehmens langfristig sichert.

In meiner täglichen Arbeit als Personalberater erlebe ich oft, dass Unternehmen den Wert erfahrener Führungskräfte zunächst unterschätzen. Aber der Schlüssel liegt darin, nicht nur auf das Alter, sondern auf die Passung zur Unternehmenskultur zu achten. Ältere Manager bringen eine andere Perspektive ein, die besonders in schnell wachsenden Start-ups unverzichtbar ist.

Wichtig ist auch, den richtigen Ansatz zu finden, um diese erfahrenen Führungskräfte zu gewinnen. Es geht nicht nur darum, sie mit hohen Gehältern zu locken, sondern ihnen zu zeigen, dass sie in ihrer neuen Rolle mehr als nur Managementprobleme lösen können. Viele von ihnen suchen nach neuen Herausforderungen, die über das reine Verwalten hinausgehen – sie wollen operativ mitwirken und strategisch gestalten.

Die Integration älterer Führungskräfte muss jedoch gut kommuniziert werden, sowohl intern als auch extern. Denn junge, ambitionierte Mitarbeiter könnten sich schnell fragen, warum ihnen ein erfahrener Manager „vor die Nase gesetzt“ wird. Doch wenn klar wird, dass diese Personen nicht nur ein paar Schritte weiter in ihrer Karriere sind, sondern zwei oder drei Level darüber, profitieren alle im Unternehmen von deren Wissen.

Letztendlich zeigt das Beispiel von Sennder, dass Erfahrung und Jugend nicht im Widerspruch stehen, sondern gemeinsam Großes erreichen können. Es ist die Vielfalt an Perspektiven, die ein Unternehmen erfolgreich macht – und ältere Führungskräfte spielen dabei eine entscheidende Rolle.