Große Herausforderungen für Unternehmen – und große Chancen für Arbeitnehmer
Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 in deutsches Recht umgesetzt werden muss, bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich: Unternehmen sind gefordert, Gehälter offenzulegen, Lohnstrukturen zu überprüfen und umfassende Berichte zu erstellen. Für Arbeitgeber bedeutet das einen enormen Mehraufwand – für Arbeitnehmer hingegen eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten.
1. Gehaltstransparenz in Stellenanzeigen: Ein Blick in die Zukunft
Ab 2026 sind Unternehmen verpflichtet, Gehaltsspannen in Stellenausschreibungen anzugeben. Diese Maßnahme ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit von Vergütungen, sowohl für externe Bewerber als auch für bestehende Beschäftigte, die ihre eigene Gehaltsposition prüfen möchten. Bereits heute mögliche Schritte:
- Überprüfen Sie interne Stellenbeschreibungen und Ausschreibungen auf Gehaltsangaben.
- Fragen Sie gezielt nach den Gehaltsrahmen für vergleichbare Positionen. Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Regelungen einstellen, sind oftmals bereits jetzt transparenter.
2. Ihr Auskunftsrecht: Ein Instrument zur Klärung
Die Richtlinie stärkt das Recht von Beschäftigten, Informationen über Gehaltsstrukturen und Durchschnittsvergütungen für vergleichbare Tätigkeiten einzuholen. Dies unterstützt die Überprüfung der eigenen Position innerhalb der betrieblichen Vergütungsstruktur. Aktuelle Möglichkeiten:
- Nutzen Sie das Entgelttransparenzgesetz, das eine schriftliche Anfrage über den Betriebsrat oder die Personalabteilung ermöglicht.
- Argumentieren Sie mit dem Ziel der EU-Richtlinie, wenn Sie Transparenz bei Gehältern anregen möchten – Unternehmen, die sich darauf vorbereiten, zeigen oft eine höhere Offenheit.
3. Diskriminierung bei der Vergütung erkennen und adressieren
Ein zentrales Ziel der Richtlinie ist es, geschlechtsspezifische Diskriminierung bei der Vergütung aufzudecken und zu verhindern. Ab 2026 wird die Beweislast umgekehrt: Unternehmen müssen darlegen, dass keine Diskriminierung vorliegt. Vorgehen im aktuellen Kontext:
- Analysieren Sie Ihre Gehaltshistorie in Relation zu Ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten.
- Ziehen Sie Gleichstellungsbeauftragte, Gewerkschaften oder rechtliche Beratung hinzu, wenn Sie Diskrepanzen vermuten.
4. Transparenz als Grundlage für berufliche Entwicklung
Die Einführung transparenter Gehaltsstrukturen kann auch die individuelle Karriereentwicklung positiv beeinflussen. Unternehmen, die sich frühzeitig auf die neuen Anforderungen vorbereiten, sind tendenziell offener für Gespräche über Gehalt und Weiterbildung. Mögliche Ansätze:
- Sprechen Sie gezielt über Weiterbildungsangebote oder zusätzliche Verantwortlichkeiten, die langfristig auch eine Anpassung Ihres Gehalts rechtfertigen können.
- Nutzen Sie transparente Strukturen, um Ihre Leistung messbarer und sichtbarer zu machen.
5. Unternehmensberichte als Informationsquelle
Mit der Umsetzung der Richtlinie werden Unternehmen verpflichtet sein, regelmäßig über geschlechtsspezifische Lohnunterschiede zu berichten. Diese Berichte bieten Beschäftigten wertvolle Einblicke in die Gehaltspolitik und mögliche Handlungsfelder. Bereits heute informativ:
- Viele Unternehmen erstellen freiwillig erste Berichte oder interne Analysen zur Vorbereitung. Fragen Sie nach diesen Daten, um Einblick in die Vergütungsstruktur Ihres Arbeitgebers zu erhalten.
Fazit: Der Weg zur Transparenz beginnt jetzt
Die EU-Entgelttransparenzrichtlinie hat das Ziel, langfristig eine gerechtere Vergütungsstruktur zu etablieren. Dennoch können Beschäftigte bereits jetzt bestehende Rechte nutzen und gezielt nach Informationen fragen. Denn: Transparenz stärkt die Position der Beschäftigten, fördert Gleichbehandlung und ermöglicht fundiertere Entscheidungen hinsichtlich der eigenen beruflichen Entwicklung. Nutzen Sie diese Gelegenheit, um aktiv an Ihrer Karriere zu arbeiten.