Wir sind es ja gewohnt, dass immer wieder neue Begriffe auftauchen – „Downshifting“ gehört aktuell dazu. Aber was genau steckt eigentlich dahinter? Und warum begegnet uns dieser Begriff in letzter Zeit häufiger?

In einer Zeit, in der berufliche Entwicklung oft mit „höher, schneller, weiter“ gleichgesetzt wird, wirkt Downshifting fast schon wie ein Tabubruch: bewusst einen Schritt auf der Karriereleiter zurückgehen, um mehr Raum für das Privatleben, die Familie oder die eigene Gesundheit zu schaffen.

Warum entscheiden sich Menschen für Downshifting?

Es gibt Phasen im Leben, da fließt fast alle Energie in den Job. Man entwickelt sich weiter, übernimmt Verantwortung, wird befördert – beruflich geht es aufwärts. Doch irgendwann verschieben sich die Prioritäten:

  • Die Familie wächst, man übernimmt Pflegeaufgaben,
  • das eigene Wohlbefinden oder die mentale Gesundheit rücken stärker in den Fokus,
  • oder man spürt einfach: „Der Job kostet mich zu viel – ich brauche mehr Raum für mich selbst.“

Ich spreche oft mit Bewerber:innen, die sagen:
„Ich habe mich ganz bewusst entschieden, einen Schritt zurückzugehen.“

Und ich finde: Das ist absolut in Ordnung.

Der Lebenslauf darf nicht alles erzählen müssen

Leider sehen viele Online-Bewerbungssysteme und Unternehmen dafür (noch) keinen Platz. Ein Rückschritt in der Karriere oder eine Auszeit werden schnell als Schwäche ausgelegt. Eine Absage folgt oft automatisch – mit der Begründung: überqualifiziert, unstet, nicht „ambitioniert genug“.

Aber wer entscheidet eigentlich, welcher Job zu jemandem passt – wenn nicht die Person selbst?

Führung ist nicht immer das Ziel

Führungsrollen können erfüllend sein. Sie bedeuten Einfluss, Gestaltungsspielraum, Verantwortung. Aber genau darin liegt auch die Belastung: Man trägt nicht nur Verantwortung für Zahlen, sondern vor allem für Menschen.

Und manchmal ist genau das der Punkt, an dem man für sich entscheidet:
„Ich möchte (wieder) mehr fachlich arbeiten. Oder einfach weniger Verantwortung tragen.“

Das ist keine Schwäche – das ist Selbstreflexion. Und auch Mut.

Mein Appell an Entscheider:innen

Bitte sprecht mit Kandidat:innen, bevor ihr voreilige Schlüsse zieht. Hört euch ihre Gründe an. Hinter jedem Downshifting steht ein individueller und meist sehr guter Grund – und oft eine bewusste, reflektierte Entscheidung.

Ich glaube:
Es ist besser, jemanden im Team zu haben, der ehrlich sagt, was er leisten möchte – als jemanden, der um jeden Preis an einem Titel festhält, aber innerlich längst ausgebrannt ist.

Die Arbeitswelt verändert sich – und das ist gut so

Brüche im Lebenslauf werden Normalität. Neue Lebensmodelle brauchen neue Denkweisen – auch in der Personalentscheidung. Downshifting bedeutet nicht Rückschritt. Sondern oft: Reife. Verantwortung sich selbst gegenüber. Und langfristige Gesundheit – auch im Job.

Und jetzt ihr:

Habt ihr selbst Erfahrungen mit Downshifting gemacht – als Bewerber:in, Führungskraft oder Arbeitgeber:in? Ich freue mich über eure Perspektiven und Geschichten.

Bleibt euch selbst treu – ihr wisst am besten, was zu euch passt.

👉 Und denkt dran: Kein Titel der Welt ist es wert, dafür die eigene Gesundheit oder Lebensfreude aufs Spiel zu setzen.