„Soll ich mein Bewerbungsfoto mit einem KI-Filter aufhübschen?“ – Eine Frage, die mir als Personalberater öfter gestellt wird, als ich zugeben möchte. Dank einer aktuellen Studie wissen wir nun, dass Schönheitsfilter nicht nur die Attraktivität steigern, sondern Menschen auch intelligenter, vertrauenswürdiger und sogar glücklicher erscheinen lassen. Aber halt, bevor Sie zur nächsten Retusche-App greifen und sich in eine Mischung aus George Clooney und Albert Einstein verwandeln: Lassen Sie uns das Thema mit einer Prise Humor und einer ordentlichen Portion Realität beleuchten.


Die Filter-Falle: Attraktivität vs. Authentizität

Stellen Sie sich vor, Sie laden Ihr bearbeitetes Bewerbungsfoto auf LinkedIn hoch. Die Kollegen denken plötzlich: „Wow, hat er ein neues Fitnessprogramm?“ oder „Wann hat sie eigentlich angefangen, in Hollywood zu arbeiten?“ Doch dann der erste Video-Call: „Ähm, bist du das wirklich?“

Die Studien zeigten, dass gefilterte Bilder die Wahrnehmung extrem beeinflussen. Junge Gesichter wirken geselliger, ältere plötzlich so schlau, dass man sie für einen Vortrag bei der TED-Talks einladen möchte. Klingt verlockend, oder? Doch Vorsicht: Ein Personaler kann beim ersten echten Treffen schnell enttäuscht sein, wenn das gephotoshoppte Genie eher wie ein mittelmäßiger Photoshop-Nutzer aussieht.


Die psychologische Perspektive: Vertrauen oder Täuschung?

In Bewerbungsgesprächen ist Authentizität das A und O. Wenn die Optik auf Ihrem Foto komplett von der Realität abweicht, könnte das Vertrauen untergraben werden. Niemand erwartet, dass Sie wie ein Filmstar aussehen, aber Ehrlichkeit und Selbstbewusstsein punkten immer. Helmut Leder, Professor für Ästhetik (ja, sowas gibt es wirklich), warnt vor unrealistischen Standards durch Filter. Denn wenn Ihr Gesicht wie ein Instagram-Filter aussieht, Ihre Antworten im Interview aber wie aus einem Wikipedia-Artikel, wird es schwierig.


Das Drama der neuen Schönheitsstandards

Schönheitsfilter füttern uns mit unrealistischen Idealen. Die Folge? Unser eigenes Gesicht kommt uns plötzlich vor wie ein 90er-Jahre-Handy im Vergleich zum neuesten iPhone. Wenn Bewerber mir ein KI-verfeinertes Foto schicken, denke ich manchmal: „Sind wir hier bei ‚Germany’s Next Top Model‘ oder auf der Suche nach einem Projektmanager?“

Aber mal ehrlich: Wollen Sie wirklich eine Branche erobern, in der die meisten nach dem Motto „Mehr Schein als Sein“ agieren? Hoffentlich nicht.

Mein Fazit: Filter? Ja, aber mit Fingerspitzengefühl!

Ein bisschen Retusche ist in Ordnung. Helligkeit anpassen, Hintergrund aufräumen, das Ketchup-Fleck vom Hemd retuschieren – das ist okay. Aber wenn aus „natürlich charmant“ plötzlich „Avatar aus der Zukunft“ wird, sollten die Alarmglocken läuten.

Mein Tipp? Nutzen Sie die Macht der Filter mit Bedacht. Sie können ein Foto optimieren, aber nicht Ihr Leben (oder Ihre Qualifikationen) schöner retuschieren. Schließlich kommt es am Ende doch darauf an, ob Sie mit Ihrer Persönlichkeit, Ihren Fähigkeiten und einem echten Lächeln überzeugen – nicht mit einem digitalen Makeover.

Also: Kamera an, Filter aus (oder zumindest auf „dezent“ stellen) und ab zum nächsten Bewerbungsfoto!

Ihr Tillmann  Schlegel
(Schönheitsfilter-freier Personalberater seit 2008)